Der Prozess über den tödlichen Erdrutsch im Bergbaulabor von Bure im Januar 2016 hat stattgefunden.

Anfang dieser Woche fand vor dem Strafgericht Bar-le-Duc nach fast acht Jahren der Prozess um den Stolleneinsturz im Labor von Bure am 26. Januar 2016 statt, bei dem ein Maschinenführer getötet und ein weiterer Arbeiter verletzt wurde. Vorgeladen waren Vertreter von Eiffage, dem Arbeitgeber für diesen Auftrag, und Antéa France, dem Bauleiter.

Im Jahr 2016 waren auf der Baustelle 400 Personen beschäftigt, darunter 160 Mitarbeiter*innen der Andra und 240 Beschäftigte von Zulieferfirmen. An diesem 26. Januar waren die beiden Techniker der Firma Eiffage mit dem Einbau von Ankerbolzen beschäftigt, als die Abbaufront einbrach. Plötzlich stürzten mehrere Kubikmeter Gestein auf sie herab. Die Anwälte der beiden Unternehmen erklärten in einer gemeinsamen Abwehrstrategie, dass sie die Hintergründe des Unfalls nicht verstünden. Das ist ehrlich gesagt nicht gerade vertrauenserweckend für CIGEO, wenn sie zu diesem Grad nicht wissen, was sie tun…

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft kam es zu dem Unfall, weil die Baustelle nicht ausreichend abgesichert war. Beispielsweise wurden nicht die vorgeschriebenen 6 m langen Gebirgsanker verwendet, sondern welche von 12 m Länge. Expert*innenberichte heben einen weiteren Fehler hervor: der Spritzbeton wurde nicht schnell genug aufgetragen, wodurch die Abbaufront freilag. Der Staatsanwalt fordert eine Geldstrafe von 30.000 € für jedes Unternehmen. Die Urteilsverkündung findet am 4. April statt.

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der für die Sicherheit und Gefahrenabwehr in den Stollen zuständige Ingenieur (der damals im Amt war) bei einer öffentlichen Veranstaltung in Mandres-en-Barrois in einem vertraulichen Gespräch zu diesem Totschlag im Beruf befragt. Er erwiderte, dass es bei jedem Industrieprojekt unweigerlich zu Todesfällen käme. Hierbei vergaß er zu erwähnen, dass sich der Stolleneinsturz 2016 noch in der Testphase des Projekts ereignete; das Labor bestand damals (wie auch heute noch) aus 2 km Stollen 500 m unter der Erde, wohingegen CIGEO künftig mehr als 270 km Stollen vorsieht – sofern das Projekt genehmigt wird (der Baugenehmigungsantrag (décret d’autorisation de création, DAC) ist gerade erst eingereicht worden). Wie das Kollektiv Bure Stop im Januar 2016 ausdrückte, „wirft dieser Erdrutsch ganz klar die Frage auf, wie stabil der unterirdische Lehm tatsächlich ist, in den CIGEO gegraben werden würde. Wenn im Labor unterirdische Brüche auftreten, die vor allem mit dem Ausheben der Stollen zusammenhängen, was passiert dann, wenn das unterirdische Lager gebaut wird und einen solchen Unfall erleidet während es radioaktiver Abfälle ist?

Im Mai 2002 war bereits ein Bergmann der Groupement fonds Est bei einem Unfall ums Leben gekommen, als die Bohrung 226 Meter tief war. Um diesem Ingenieur der ANDRA noch einmal zu erwidern: Wie viele Arbeiter werden bei der Realisierung des größten europäischen Industrieprojekts CIGEO noch sterben müssen?

Was für eine Heuchelei kann man aus dieser „Affäre“ ableiten, angesichts der Tatsache, dass die ANDRA zusammen mit France Travail am selben 6. Februar 2024 eine Rekrutierungsaktion organisiert hat, zu der mehr als 500 Mittelschüler*innen aus 11 Schulen der Departement Meuse und Haut-Marne eingeladen wurden; sowie etwa 100 Arbeitssuchende für ein Job-Dating mit Unternehmen der Atomindustrie?!

Und wie zynisch ist diese „Affäre“, wenn man erfährt, dass ANDRA im September 2023 einen neuen Vertrag über mehr als 1 Million Euro mit Antéa France über die Bohrungen für die kommenden Monate unterzeichnet hat!

Um sie näher vorzustellen: Die Antéa Group arbeitet hauptsächlich als Büro für Umweltstudien, insbesondere für Industrieunternehmen, Gas- und Ölgesellschaften und andere Energieproduzenten, für Regierungen und Gemeinden. Zuvor war Antéa eine Tochtergesellschaft des in der Welt des Extraktivismus bekannten Bureau de recherches géologiques et minières (BRGM). Auch lässt die Tatsache, dass der Konzern mehrere Niederlassungen in ehemaligen französichen Kolonien (Mali, Burkina-Faso, Tschad und Benin) hat, keinen Zweifel an seinen neokolonialen Aktivitäten…

Antea France hat unter anderem die Bodenvereisung für die Tunnelbohrungen des Grand Paris Express durchgeführt. Im Jahr 2020 führte sie außerdem im Auftrag des Staates eine Studie über die Auslagerung der Stocamine-Abfälle im Elsass durch. Das Ergebnis war, dass die Bedingungen für die Auslagerung von des Giftmülls (Arsen, Quecksilber, Asbest, Zyanid,..) nicht gegeben waren und er trotz des Brandes im Jahr 2002 unter der Erde bleiben sollte.

Der französische Hauptsitz befindet sich in der Nähe von Orléans. Das Unternehmen hat fast zwanzig Geschäftsstellen in Frankreich (Arras, Aubagne, Lorient, Lille, Angers, Lyon, Dijon, Colmar, Nancy, Toulouse, Paris, Rouen, Montpellier, Pau, Bordeaux, Grenoble, Clermont-Ferrand, Caen, Nantes, Strasbourg, Reims, …). Die Tochtergesellschaften der Gruppe sind IRH Ingénieur Conseil (spezialisiert auf Wassermanagement und -aufbereitung); ICF, (Umwelttechnik in der Region Ile-de-France und Due-Diligence-Aktivitäten) und Géo-Hyd (Umweltdatenmanagement).

Eiffage wiederum ist das für den Bau von Tunneln, Schächten und Unterführungen für CIGEO zuständige Unternehmen. Vor kurzem gewann das Unternehmen die Ausschreibung für die Tiefbauarbeiten beim Bau der ersten beiden Reaktorpaare EPR2, die für die Wiederaufnahme des Kernkraftwerks in Penly angekündigt wurden, für über 4 Milliarden Euro und eine Baustelle mit fast 4000 Beschäftigten.

In Bure verursacht die Deponierung des in den letzten Jahrzehnten von der kapitalistischen Industrie produzierten nuklearen Scheißdrecks unwiderruflich „Risiken“ und „Schäden“ für Mensch und Umwelt. Nach einiger Flickschusterei in Sachen Sicherheit setzte die ANDRA die Verwirklichung des CIGEO-Projekts fort und stellte im Januar 2023 den noch ausstehenden Baugenehmigungsantrag.

Wenn CIGEO genehmigt wird, bestehen auch in den kommenden Jahren noch Risiken für das Leben vieler Arbeiter*innen, die durch das kapitalistische Lohnsystem gezwungen werden, in die Stollen hinabzusteigen, um ihren Lebensunterhalt verdienen zu können.

Die Personalvermittlungsmesse vom 6. Februar verdeutlicht dies: Die Propaganda, die sich an Schüler*innen (!) aus der Region richtete, war besonders zum Kotzen.

Wieder einmal ist es der ANDRA egal und sie setzt ihre Flucht nach vorn fort, indem sie den Anordnungen einer tödlichen Industrie im Aufschwung nachkommt. Wie viele Todesfälle müssen bei der Realisierung des CIGEO-Projekts noch gezählt werden? Wann werden wir die Nachricht von einem weiteren Todesfall in den Tiefen des CIGEO-Projekts erfahren? Mit welcher PR-Ausrede wird die ANDRA reagieren? Und wie lange wird es dauern, bis ein Feuer ausbricht, wie es in Stocamine nach fünf Jahren Einlagerung von Giftmüll der Fall war?

Mehr denn je ist es an der Zeit, gegen den geplanten Atommülleimer zu mobilisieren. Mögen die Industriegesellschaft und der Kapitalismus untergehen!

 

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